Literacy Management der PHK
Literacy Management ist eine strukturell und inhaltlich ausgerichtete Form der Organisationsentwicklung, die bestehende literale Kulturen auf deren Wirksamkeit hinterfragt und Entwicklungsprozesse in Gang setzt.
Die Ziele eines Literacy Management Prozesses sind
- die Etablierung einer hochschulischen Kultur der Verständigung – über Disziplinen und Fachgrenzen hinweg
- die Entwicklung eines vielstimmigen, gut aufeinander abgestimmten Bilds von Lehren und Lernen, mit der Fokussierung auf das Lesen und Schreiben
- die Orientierung an nachhaltigen, sinnorientierten LV-Konzepten, Formaten und Inhalten in der Lehre von Aus- und Fortbildung.
Der Entwicklungsprozess zum Literacy Management an der PHK
Der Literacy Management-Prozess an der PH Kärnten verläuft seit dem Jahr 2009 bis in die Gegenwart in mehreren Phasen.
Seit dem Wintersemester 2018 führen Qualitätssicherungsmaßnahmen zu einem mehrjährigen Literacy Management-Prozess, der auch im Ziel- und Leistungsplan der Hochschule seinen Niederschlag findet.
Die Maßnahme Aufgabenarrangment ist ein beispielhaftes Ergebnis dieser Arbeit, die einen kumulativen Lernzuwachs der Studierenden und crosscurriculare Zusammenarbeit von Lehrenden ermöglichen soll.
[Literatur zum Thema: Erlacher-Zeitlinger, Edith (2013). Writing across the curriculum. Ziel und Weg der Entwicklung einer Schreibkultur an einer Pädagogischen Hochschule in Österreich. In: Anselm, S. und Plien, C. (Hrsg.): Lehrerbildung zwischen Vision und Praxis. Ideen – Vorschläge – Konkretionen. Jahrgang 60 (1), S 71-78.]
Maßnahme Aufgabenarrangement
Die Maßnahme Aufgabenarrangement, die an der PHK im Zeitraum von 2019-2021 fächerübergreifend durchgeführt wurde, lässt sich als ein 5-schrittiger Prozess beschreiben:
Schritt 1: Klausur zum Thema Literacy Management
Schritt 1: Klausur zum Thema Literacy Management
Ziele | Konkrete Ergebnisse |
*Sensibilisierung für das Thema *Erhebung des Mindsets der Lehrenden zur akademischen Literalität | *erste Sammlung der aktuellen Lehr- und Leistungsaufgaben/Textsorten im Primarstufenstudium |
Im Jänner 2018 wurde die jährlich stattfindende Auftaktklausur an der Hochschule dem Thema Literacy Management gewidmet. In einem einführenden Vortrag brachte Gerd Bräuer als Keynote Speaker den Lehrenden Definition und Nutzen von Aufgabenarrangements für die Hochschule näher.
Eine Diskussion über Kompetenzvorstellungen in Hinblick auf akademische Literalität zeigte, dass die Ansichten der Lehrenden nicht immer mit der Studien- und Prüfungsordnung korrelierten. Auf Basis dieser Diskussion wurden die Lehrenden anschließend mündlich zum Einsatz ihrer schriftlichen Lern- und Prüfungsaufgaben sowie dem Einsatz konkreter Textsorten befragt.
Schritt 2: Online-Befragung der Lehrenden an der PHK
Schritt 2: Online-Befragung der Lehrenden an der PHK
Ziele | Konkrete Ergebnisse |
*Erhebung der Textsorten an der Hochschule | *Überblick über Textsorten und Schreibaufgaben im Primarstufenstudium *Erkenntnis: Lehrende haben divergierendes Verständnis von Textsorten in demselben Fach |
Von der eigens dafür gegründeten AG Schreibleitfaden, die sich aus 3 Mitarbeiterinnen des LeseSchreibZentrums und weiteren 6 Lehrenden der Hochschule zusammensetzt, wurden die Ergebnisse der Klausur gesichtet.
Diese dienten als Grundlage zur Erstellung eines Online-Fragebogens, mit dem Ziel, vertiefende Informationen über den Einsatz schriftlicher Lern- und Leistungsaufgaben sowie die vorrangig an der Hochschule kursierenden Textsorten zu erlangen. Der Online-Fragebogen wurde zeitnah allen Lehrenden der Hochschule zugesandt.
Die Auswertung zeigte, dass von den Studierenden im Laufe des Primarstufenstudiums eine Vielzahl an unterschiedlichen Textsorten (z.B. Reflexionen, Unterrichtsplanung, Zusammenfassung, Handouts, didaktisch-methodische Analysen) gefordert wird.
Schritt 3: Fächerübergreifender Austausch und Erstellung eines Textsortenwikis
Schritt 3: Fächerübergreifender Austausch und Erstellung eines Textsortenwikis
Ziele | Konkrete Ergebnisse |
Anregung *eines erweiterten Verständnisses von Schreibaufgaben in der Lehre *eines erweiterten Textsortenbegriffes/-verständnisses | *Erster Entwurf eines Online-Wikis zu gängigen Textsorten an der Hochschule (für Lehrende und Studierende) |
In Vorbereitung auf einen vom Rektorat einberufenen Fachgruppentag wurde von der AG Schreibleitfaden ein Glossar zu den von den Lehrenden am häufigsten genannten Textsorten erstellt. Im Zuge des Fachgruppentages bekam jede der elf Gruppen fachintern die Aufgabe, Ergänzungen und Überarbeitungen an dem Glossarentwurf vorzunehmen.
Der Blick sollte dabei auf Funktion, Adressat*innen, Schreibhaltung (z.B. erzählen, berichten, informieren…) und Sprache (sprachliche Register, Muster oder Stilmittel im situativen Kontext) der jeweiligen Textsorte gerichtet werden.
Dabei wurde deutlich, dass das Verständnis der Lehrenden über Struktur, Inhalte und Funktion studienrelevanter Textsorten auch innerhalb derselben Disziplin mitunter stark voneinander abweicht. Anschließend wurden von den einzelnen Fachgruppen Vertreter*innen für einen vertiefenden Workshop mit Gerd Bräuer, zum Thema Textsortenarbeit, nominiert.
Das ergänzte Glossar wurde von der AG Schreibleitfaden überarbeitet und in ein Textsorten-Wiki, das für Lehrende und Studierende der Hochschule frei zugänglich ist, überführt.
Schritt 4: Von der Textsorte zum Aufgabenarrangement
Schritt 4: Von der Textsorte zum Aufgabenarrangement
Ziele | Konkrete Ergebnisse |
*thematische Grundlagenvermittlung zum Aufgabenarrangement *Situiertheit und Inszeniertheit von Schreibaufgaben thematisieren und hinterfragen | *Gestaltung erster Entwürfe von Aufgabenarrangements |
Situiertheit und Inszeniertheit von Schreibaufgaben in ein angemessenes Verhältnis zu bringen, könne, so Abraham und Bräuer (2005), dann gelingen, wenn Schreibaufgaben „aus den Bedürfnissen der Lernenden heraus definiert“ und der „Charakter der aktuellen Ausbildungsinstitution und des Lernumfeldes mitberücksichtigt“ würden.
Diesem Ziel widmeten sich am Fachgruppentag ausgewählten Vertreterinnen der einzelnen Fachgruppen, unter der Leitung von Gerd Bräuer und gestalteten erste Entwürfe eines Aufgabenarrangements.
Die Vertreter*innen dienten weiter als Mutiplikator*innen in den jeweiligen Fachgruppen. Ein weiterer Fachgruppentag widmete sich der fachgruppeninternen Überarbeitung dieser ersten Entwürfe. Die Ergebnisse wurden anschließend auf eine Online-Plattform hochgeladen.
Schritt 5: Feedback und fächerübergreifender Austausch
Schritt 5: Feedback und fächerübergreifender Austausch
Ziele | Konkrete Ergebnisse |
*Initiierung eines fächerübergreifenden Austausches *konkretes Feedback auf die gestalteten Aufgabenarrangements | *schriftliche Feedbacks zu den Aufgabenarrangements *fächerübergreifender Austausch im Plenum |
Drei Monate später fand ein dritter Fachgruppentag mit dem Ziel statt, einen fächerübergreifenden Austausch zu den Aufgabenarrangements zu ermöglichen. Bei der Arbeit in den covidbedingten Breakout Rooms erhielten die Lehrenden die Aufgabe, zwei durch Zufallsprinzip zugeordnete Aufgabenarrangements im Hinblick auf Leitfragen zurückzumelden und das Feedback schriftlich auf einer Online-Plattform hochzuladen.
Im Anschluss fand ein fächerübergreifender Austausch über das Feedback und den Prozess der fachgruppeninternen Arbeit an den Aufgabenarrangements statt.
[Diese Informationen stammen aus dem Artikel Raffelsberger, M./Stegfellner, S./Korenjak. C (2021): Institutionelles Literacy Management an der Pädagogischen Hochschule Kärnten – Rückblick und Evaluation einer durchgeführten Maßnahme. In: Journal der Schreibberatung.]