Projekt „Erinnerungskulturen im Grenzraum"
Projekt „Erinnerungskulturen im Grenzraum. Ein wissenschaftlich-praktisches Projekt zur Kärntner Landesausstellung 2020 – Spominske kulture v obmejnem območju. Praktično znastveni projekt v sklopu koroške deželne razstave 2020
Im Zeitraum des Projekts steht die Bevölkerung in Kärnten vor Umbrüchen: Kärnten wird im Jahr 2020 den 100. Jahrestag seiner Volksabstimmung feiern, auch aber jährt sich 2018 das Ende des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Das Ende des Zweiten Weltkriegs wird sich 2020 zum 75. Mal jähren. Zugleich weilen nur noch wenige ZeitzeugInnen des Zweiten Weltkriegs und des Nationalsozialismus unter uns und immer seltener können sie von ihren Erfahrungen berichten. Wir stehen somit am Übergang vom kommunikativen zum kulturellen Gedächtnis an diese Zeit. Gegenwärtige SchülerInnen verlieren den Zugang zu Themen und es werden Fragen relevant, wie man aus dieser Zeit heutzutage noch lernen und Lehren daraus ziehen kann. Immerhin sind es diese gegenwärtigen Jugendlichen, die in naher Zukunft den Diskurs über Vergangenheit – Gegenwärt – Zukunft unseres Bundeslands und unserer Grenzregion zuerst nur mittragen, später aber auch bestimmen werden.
Das 100-jährige Jubiläum der Volksabstimmung, bei der sich die betroffenen Menschen für den Verbleib Kärntens zu Österreich ausgesprochen haben, betrifft nicht nur Kärnten, sondern auch Slowenien. Die Entscheidung beeinflusste beide Länder. Während der Grenzbereich im vergangenen Jahrhundert von Differenzierung, Separation, Vorurteilen und Ignoranz den jeweiligen Nachbarn gegenüber geprägt war, ist heute die Notwendigkeit neuerer, inklusiverer Geschichtsnarrative, die Menschen – als auch die Regionen – miteinander verbinden, bedeutender denn je. Aktuell wird auch die Frage brisant, wie sich der grenzüberschreitende Diskurs durch die zunehmenden politischen, (zivil-)gesellschaftlichen und kulturellen Aktivitäten heutiger junger Menschen verändert. Jugendliche aus Kärnten und Slowenien erhalten in unserem internationalen Projekt die Möglichkeit, ihre Visionen auszutauschen. Geplant ist die Abhaltung von Workshops mit LehrerInnen und SchülerInnen aus dem Grenzbereich in Kärnten und Slowenien sowie die anschließende Erstellung von innovativen, grenzüberschreitenden Unterrichtsmaterialien für Schulen in beiden Ländern in beiden Sprachen.
Das Projekt wird am Institut für Mehrsprachigkeit und Transkulturelle Bildung an der Pädagogischen Hochschule Kärnten umgesetzt. Die Pädagogische Hochschule Kärnten hat sich aufgrund des Jubiläums zur 100. Jahrestag der Kärntner Volksabstimmung und 75 Jahre Ende des Nationalsozialismus im Jahr 2020 einen Schwerpunkt im Bereich der Erinnerungskultur gesetzt. Dieser wird in der Lehre als auch wissenschaflichen Tätigkeit am Institut für Mehrsprachigkeit und Transkulturelle Bildung unter der Leitung von Professor Dr. Daniel Wutti umgesetzt. Dr. Nadja Danglmaier ist seit dem Jahr 2005 Koordinatorin des Netzwerks erinnern.at in Kärnten, einer pädagogischen Plattform für Erinnerungsarbeit an Schulen in Österreich. Sie führt seit Jahren Lehrveranstaltungen zum Thema und bietet seit längerer Zeit PH-Fortbildungen für Lehrkräfte zu Erinnerungskultur an und begleitet das Projekt mit ihrer Expertise. Eva Hartmann ist Primarstufenpädagogin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Transkulturelle Bildung an der Pädagogischen Hochschule Kärnten. Ihr Interesse gilt der Vermittlung der anspruchsvollen Thematik an der Primarstufe, wo Grundsteine für später gelegt werden: Insbesondere, was Offenheit, Toleranz und „Blicke über den Tellerrand“ angeht.